Sonntag, 26. Januar 2014

Meine Rache an Pankow ist das Glück

1100 Berlin, Mendelstraße 43, 2. Stock im Hinterhaus. Blick über Kleingärten, auf Freibad und Sprungturm. Die Sommer der Kindheit müssen grün sein, frisch wie der Mai, weil man doch jung ist, und blau und weiß, denn die Wolken am Himmel sind von Tübke: Sie verkünden die Zukunft, die wir bauen. Im Treppenhaus tanzt
Staub. Hurtig/Fritzsche haben wieder nur gefegt, aber nicht gewischt. Sagt Herr Kohne. Der weiß sowas, und dass Teppichklopfstangen Volkseigentum sind und nicht dafür da, daran Schweinebaumeln zu machen. In meinem Zimmer kann ich hören, wie
Herr Kohne schimpft und das Wasser in der Sonne glitzert. 10 Meter sind wie Schweinebaumeln am Volkseigentum von Herrn Kohne. Ich bin 9 oder 8 und nicht sehr mutig. Letzten Sommer fragten meine Söhne: Biste eigentlich schon mal von 'nem 10er gesprungen? Wir fahren eine Stunde durch Berlin. Pankow sieht jetzt anders aus. Das Haus ist jetzt sehr hübsch. Es gibt jetzt ein Klingelschild. Für Vorder- und Gartenhaus. Darauf steht niemand, der mich noch kennen würde. Die Bäume sind gewachsen. Die Zukunft, die wir bauen, ist 30 Jahre her. Dem Turm fehlt die letzte Plattform. Sie ist auch weg. Seit Ende 2004 gibt es neue europaweite Normen für Sprungtürme. Ist ja nur 'n 7er. Springste trotzdem? Als ich zur Decke zurückkomme, sagen sie: Cool, Mami. Ja, finde ich auch.

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