Freitag, 31. Januar 2014

Kommode

Manchmal öffne ich die Schublade. Ganz hinten in der Ecke unter anderen Gedanken liegt ein schöner. Er hat einen weißen gezackten Rand wie alte Bilder in falschen Formaten zwischen Seiten aus hellgelber Pappe, die Spinnennetz-Pergamentpapier trennt. Manchmal hole ich ihn hervor, betrachte ihn, als wäre er ein Tier in einem Terrarium, vertraut nur mit mir, an mich gewöhnt aus Beständigkeit, das ankommt, wenn ich vor der Scheibe stehe und sachte klopfe. Der Gedanke ist nicht groß, vielleicht wie ein Herz, das Platz hat für mich. Von dort schreibe ich Ansichtskarten und stelle mir vor, dass du zum Briefkasten gehst, den Schlüssel umdrehst und die Augen schließt, weil du plötzlich Angst hast, er könnte leer sein, wie du dir Mut zuredest und Ausreden und Entschuldigungen erfindest für die Leere, die du fürchtest. Das denke ich dann in meinem Gedanken. Vorsichtig falte ich ihn wieder zusammen, stecke ihn in seinen Umschlag und lege ihn zurück, ganz hinten in die Ecke.

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