Dienstag, 8. April 2014

Herbstzeitlos

Langsam, als hätte ich einen traurigen Traum geträumt und suchte noch nach der Zeit, wache ich auf. Weckerlose Müdigkeit. Schräg steigt die Sonne durch die Reihe der Häuser auf der anderen Seite der stillen Straße unter mir. Kahl wirft sie den Schatten der Dächer auf den blätterlosen Asphalt. Kaltfrontgezackt, pythagoreisch gesetzt. Die Sonne der Zwischenzeit ist klug, kühl. Sie berechnet, um zu blenden, macht sich rar wie weihnachtlicher Schnee, der ersehnt wird, und bleibt meist vermisst. Ihre sommerliche Schwester aber verschenkt sich. Sie ist ein Kind, dem alles zufällt. Sie ist schön und darf freigiebig Schönheit fordern, von denen die sie bescheint: Sonne und Strand machen glückliche Kinder blond, selbst die dunkelhaarigen. Ich kann sie hören. Die Gardine sperrt die Sonne aus, aber nicht ihr ferienleichtes, freibadfreies, julijunges Lachen. Sommersonne ist die glückliche Kindheit der anderen. 
Es ist November. Der Tag beginnt mit einem S. Jetzt bin ich wach.  

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