Montag, 19. Mai 2014

Durchschnittlich

Draußen im Garten steht ein Strauch mit goldgelben Blüten. 20 oder 30 Jahre alt soll er werden. Vor 20 Jahren war ich das auch. Nicht viel für einen Strauch, der auch ein Baum sein könnte, denke ich. Doch die Freunde, die ihn zum Einzug schenkten, meinten, er sei anspruchslos. Ein Geschenk ohne Ansprüche mit mittlerer Haltbarkeitsdauer. Nett. Hummeln mögen ihn. Ich mag Hummeln. Praktisch. Im Wind machen seine Zweige Geräusche. Die klingen wie Regen vor Fenstern. Solide. Draußen. Davor. Goldblondes Rauschen. Goldrausch. Goldregen. Bei Sonne, wenn der Garten und mein Zimmer ganz windstill sind, dann lehne ich mich hinaus (denn hier drinnen sitzt immer ein Wie: wie die Erinnerung an Pfeifenrauch, der sich nicht vertreiben lässt, wie Gedanken an Filme von früher, die einfach nur kommen und da sind, man den Titel nicht mehr kennt, nur noch weiß, dass Nanna, Karen, Lasse und Jørn einen Schatz finden, im finsteren Wald, und mit dem Räuber Katz und Maus spielen, in Dänemark war das, wo die Kinder blond sind, ein Lied summen, mit Haaren wie Licht, weil Sommer ist) und zähle die Zeit, die noch bleiben soll, wenn ich ihn so lasse und einfach nur schau: Wenn es warm ist, dann knackt er - peng-peng-hotzenplotz - und verschießt seine Samen. Körnchenförmige Verbreitungseinheiten. Publikumswirksam und meterweit bei Trockenheit. Als Windstreuer. Für Windhühner Windeier. Und ein Körnchen Wahrheit. Im Sommer, bei hohen Temperaturen. Da steigt die Gefahr kalkschalenfreier Eier. Bei Hühnern. Wenn sie alt werden. Wenn man sie lässt. Der Durchschnitt ist 20. Da geht aber noch viel mehr. Sowas weiß ich. Und das mit Nanna, Karen, Lasse und Jørn. Aber das ist egal und so lange her ...


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