Freitag, 27. März 2015

Einzelhandel

"Es gibt keine Liebe mehr auf der Welt", sagt Frau N., wenn man sie fragt, und seufzt. "Selbst der Gerd und die Doris sagen das", sagt Frau N. 
Frau N. hätte gern einen, der sie lieb hat, dem sie "Danke, nur so" sagen kann, wenn er lächelt: "Wieso?", und dann sagt: "Weil du mir winkst, wenn ich davonfahr und im Rückspiegel sehe, dass du winkst, wenn ich schon um die Ecke bin und das gar nicht mehr sehen kann, aber weiß, dass du noch draußen stehst und schaust, ob es regnet, weil ich vorsichtig fahren soll." Das denkt Frau N., wenn sie die Musik im Radio lauter dreht, weil sie ihre Gedanken nicht hören will und das Drehen der Reifen auf der Straße, die asphaltschwarz glänzt, weil es nieselt. Man sollte vorsichtig fahren, der Staub von den Blüten im Lenz, jajajaja. Und sie glaubt, dass es schön wär, wenn jemand ihr winkte, zum Abschied, nur kurz, wenn sie ginge, nur auf die Schnelle, noch ein Brot, einen Wein kurz vor acht, bin doch gleich zurück, der dann sagte: "Tschüss, bis gleich", denkt sie und kann sich nicht hören, weil die Musik so laut ist, laut wie ein Krach in der Stille, danach. Im Scheinwerferschein tanzen die Tropfen, ganz klein sind sie, und ein feiner Schleier liegt über dem Tag, der zerfließt. Kurz vor acht, noch ein Brot, einen Wein, das ist doch zu schaffen. Da vorne ist Aldi. Die Strecke ist frei, der Rückspiegel leer.

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